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Seminarreihe zum Thema Dorfentwicklung

"Anregungen und Beispiele für gelungene Projekte in der Dorfentwicklung" (Quelle). Wir dachten: das klingt interessant. Und es war mehr als das. Wir können hier viel von anderen lernen und schon jetzt gibt es für Immensen erstaunliche Parallelen und nützliche Anregungen aus anderen Dörfern. Altenhagen I und Flegessen möchte ich besonders hervorheben:

Altenhagen I bei Springe

Vor 50 Jahren gab es dort noch eine ausgeprägte Infrastruktur: 2 Schlachter, 2 Einkaufsläden, Bäcker, Friseur, 7 Bauernhöfe, Post, Sparkasse und Volksbank, Kurzwarengeschäft, 5 Gaststätten, davon 3 mit Saalbetrieb, Schießstand.

Anstoß

Mit 2010 begannen gravierende Veränderungen: Geschäfte schlossen, Gaststätten gaben den Betrieb auf, 2011 fanden sich zunächst niemand für eine Kandidatur zum Ortsrat. Der vermeintliche "Abwärtstrend" weckte die Lebensgeister im Dorf. 9 parteilose Kandidaten ließen sich für den Ortsrat aufstellen, in Gruppen wurde überlegt, wie man Kräfte bündeln kann. 2012 begann die Arbeit in Projektgruppen zu unterschiedlichen Themenbereichen, die sich um die diese Idee ranken: *Dorfkulturerbe - mitten im Dorf sollte für das Dorf ein Ort entstehen, wo man sich trifft, aber auch etwas erwerben kann.*

Wie lassen sich Interessen verbinden und bündeln? Der Brötchenservice der Pfadfinder, aber auch das Männerfrühstück der Kirchengemeinde sind gute Beispiele dafür. Wie viel Kommunikation gibt es noch im Dorf und wie wird sie gepflegt? Ein Dorf, das noch Kommunikation hat, hat auch Leben. Wichtig sind Gespräche auf Augenhöhe. Man darf die Geduld und den Humor nicht verlieren. Es ist wichtig kleine Schritte zu gehen.

Dorf-Kultur-Erbe-Haus

Ein dreijähriger Prozess begann, der über die Gründungsversammlung der Genossenschaft am 26.04.2013 in der Eröffnung des Geschäftsbetriebes des Dorfkulturerbe Hauses am 20.09.2014 mündete. Heute gibt es 10 Personalstellen und einen Stamm von 30 Ehrenamtlichen, die das vielfältige Angebot am Laufen halten. 25 Kooperationspartner stammen aus der Region

Besonderes

Die Einwohner holen die Ware vom Kooperationspartner oft auf dem Arbeitsweg ab - das spart Lieferkosten und schont die Umwelt.

Das Sonntagsfrühstück wird mit einer Spende bezahlt, über deren Höhe die Gäste selbst entscheiden.

Flegessen bei Bad Münder

Flegessen ist seit jeher ein sehr gemeinschaftliches Dorf. Als 2012 die Grundschule - von außen beschlossen - zu schließen drohte, rückten alle noch viel enger zusammen und bildeten eine Dorfgemeinschaft, die seinesgleichen sucht. Küchentisch- und Rotweinrunden mit einem Kern von 50 aktiven Menschen tüfteln regelmäßig an Ideen. Flache Hierarchien, basisdemokratische Entscheidungen und häufige Moderatorenwechsel garantieren hohe Beteiligungen.

Die Presse wird außenvor gelassen, erst zu Projektabschlüssen und nach expliziter Freigabe ist eine Veröffentlichung durch die Presse erlaubt, um Missverständnissen und Fehlinformationen vorzubeugen.

Anstoß

Bei einer ersten großen Ideenwerkstatt in einer großen Scheune entstand und gilt bis heute das Motto: Spinnen ist erlaubt.

Zum Traum eines Dorfladen wurden 5 unumstößliche Ziele festgehalten

  • es wird alles selbst finanziert, es wird nicht auf Fördergelder gewartet
  • es wird inmitten der 3 Dörfer gebaut, nicht am Rand
  • es wird achteckig
  • es wird mit Lehmschlag gebaut, jeder soll sich handwerklich beteiligen können
  • es wird kein Lohn gezahlt, alles läuft ehrenamtlich

Dorfladen

Es wurde in den Dörfern Geld gesammelt, ein Bauwagen im Ortseingang zeigte die erreichte Finanzsäule. Für Holzständerwerk mit Lehmschlag sind Kompetenzen wie Architekten im Ort. Der Verein zahlt Miete an UG mit stillen Beteiligten, die UG zahlt die Kredite. Der Verein hat über 180 Mitglieder, das heißt:

  • Monatsbeitrag 10€
  • 2-Preismodell: Nicht-Mitglieder zahlen etwa 1/3 mehr
  • 4 Stunden "Monatsdienst" sichern den Ablauf im Dorfladen. Es gibt Ausnahmen etwa für Kinder oder Kranke.
  • Der Vereinsvorstand besteht nur der Form halber, aus 4 Personen

Besonderes

Jeder darf das Lager betreten - es gehört ja allen.

Der Dorfladen enthält bewusst keine Produkte, die man von Bäcker, Fleischer oder Getränkehändler kennt, denn diese Sparten gibt es im Dorf bereits.

Vortrag "Global denken, lokal handeln"

In Flegessen wird gemeinsam in die Zukunft geblickt: wie sehen wir uns in 2030, wie wollen wir alt werden, wie leben wir nachhaltig. Stichworte wie kommunale Intelligenz, Ressourcenunabhängigkeit und Gemeinwohlökonomie sind dort nicht nur nicht fremd, es werden bereits Ideen in diese Richtung umgesetzt.

weitere Ergebnisse der Ideenwerkstatt

  • Dorfzeitung „Süntelblatt“ für die Haushalte aller drei Dörfer, um auch alle Nichtaktiven zu informieren und damit zumindest gedanklich einzubeziehen.
  • Dorfcafé mit Veranstaltungen (Bigband- und Jazz-Konzerte, Literatur-Lesungen, Themenabende mit entsprechend kulinarischem Rahmen etc.)
  • Dorfhochschule mit Vorträgen, Workshops, Seminaren
  • Gemeinwohlorientierte Immobilienverwaltung
  • Ein Film-Portrait über die Aktivitäten im Dorf

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